Die Ausdrucksformen menschlichen Wohnens mögen kulturgeschichtlichen Veränderungen unterworfen sein, bislang hat sich die innere Vorstellung von dem was Wohnen sei, jedoch nicht verändert (vgl. Selle, 1993, S. 203). Es bleibt ein »Ereignis von existentieller Symbolik« (Selle, 1993, S. 7), welches eben in einem ganz bestimmt erlebbaren und erschaffen Rahmen widerfährt. Lässt man nunmehr den Blick auch über die Landschaft der Ausgestaltung dieses Urbedürfnisses wandern, so kommen doch Fragen auf. Denn scheinbar geht es beim Wohnen auch um Identifikationen und Illusionen, um die Verortung, Abgrenzung und Verschmelzung des eigenen Selbst und Sinns, um Innen, Außen und Atmosphären.
Insofern ist es nicht verwunderlich, dass der diesjährige Titel des Interdisziplinären Projekts des Masterstudiengangs KTS der Hochschule für Künste im Sozialen, Ottersberg, mit den Worten WOHN WAHN SINN bereits darauf verweist, dass nun bei der Präsentation eben nicht romantische Interieurmalerei zu sehen sein wird. Nach spontanen Aktionen und Performances bei einem Besuch im Möbelhaus Dodenhof im Herbst 2014, loteten die elf Studierenden die Phänomene der Höhen und Niederungen menschlicher Wohnbedürfnisse aus, indem sie dem Gefundenen und Freigelegten eine künstlerische Form gaben.
Mit zwölf Arbeiten, die sich u.a. in die Bereiche der Performance, Videoinstallation, Fotografie und Audioinstallation einordnen ließen, schauten die Künstler mit ihren Ergebnissen vielseitig auf den Themenkomplex. Vom wahnsinnigen Klima auf dem Immobilienmarkt und der Selbstdarstellung, übers Spiel mit der eigenen Verrücktheit, bis hin zu Migration und biografischen Chiffren, spannte die Ausstellung, in den entkernten Wohnungen des ehemaligen Ottersberger Kaufhaus Kortlang, am 27. und 28. Februar 2015 die Präsentation des Wohn Wahn Sinns für die Besucher auf.
Eine Einführung in die ausgestellten Arbeiten bot Prof. Michael Dörner in seiner Eröffnungsrede. Zusammen mit Hans Joachim Reich leitete und begleitete er das gesamte Projekt.
Im Folgenden können weiterführende Beschreibungen (inkl. Abbildungen) der künstlerischen Ergebnisse eingesehen werden.
Weitere Links: Gert Selle, Die eigenen vier Wände. Zur verborgenen Geschichte des Wohnens, Frankfurt/M., New York 1993
https://vimeo.com/123903932 http://www.kreiszeitung.de/lokales/verden/oyten-ort54165/studenten-hochschule-kuenste-zeigen-ausstellung-kortlang-gebaeude-4864615.html